Historie

Bei der Bevölkerung herrschte um die Wende des Jahres 1900 eine große Begeisterung für den Obstbau. So wurden auf dem jetzigen Gebiet des Haßbergkreises viele Obstbauvereine gegründet. Nach den vorliegenden Überlieferungen waren es damals viele Pfarrer und Lehrer, die sich für den Obstbau eingesetzt haben. Da durch Kriegseinwirkungen die Niederschriftenbücher seit Gründung des Königsberger Vereins bis zu Jahre 1936 verloren gegangen sind, wurde in der Nachkriegszeit versucht, durch mündliche Befragungen der Gründungsmitglieder und alter Mitbürger die Vereinsgeschichte zu erforschen.

 

Die Gründung erfolgte zu einer Zeit, als Königsberg noch dem Gebiet des Herzogtums Coburg angeschlossen war. Vor der Vereinsgründung hatten sich bereits einige Obstfreunde aus Königsberg dem Haßfurter Obstbauverein angeschlossen. Für die Gründung eines eigenen Königsberger Obstbauvereines haben sich, den Überlieferungen zufolge, besonders Graf von Waldersee, dessen Hausmeister Joseph Küpper und Rektor Ferdinand Feiler eingesetzt.

 

Die Gründung des Obstbauvereins Königsberg wurde 1906 unter Rektor Feiler durchgeführt. In die Position des 1. Vorsitzenden wurde Heinrich Immler gewählt. Der Verein hatte bei seiner Gründung 25 Mitglieder. Folgende Gründungsmitglieder sind uns bekannt: Graf von Waldersee, Ferdinand Feiler (Rektor), Edmund Kipp, Erhard Adler, Joseph Küpper, Gustav Epler (Kirchenrat), Ernst Steinbrecher und Gottfried Weiß. Von seiner Gründung, bis zum Jahre 1918 war der Obstbauverein noch als Zweigverein des Coburger Obstbauvereins tätig. Erst dann erfolgte die Eigenständigkeit, welche bis heute andauert.

 

Am 30.11.1919 fand eine der ersten demokratischen Volksbefragungen statt. Thema dieser Befragung war, ob der Freistaat Coburg, sich dem Staatenbund Thüringen oder dem Freistaat Bayern anschließen soll. Mehr als 88% der abgegebenen Stimmen fielen auf ein Votum für Bayern, mit dem Resultat, dass der Freistaat Coburg mit seiner Enklave Königsberg und den Gemeinden Altershausen, Dörflis, Erlsdorf, Hellingen, Köslau, Kottenbrunn und Nassach sich am 01.07.1920 mit dem Freistaat Bayern vereinigte. Daraus resultierend, wurde der „Obstbauverein Königsberg“ dann 1921 dem 1901 gegründeten Kreisverband für Obst- und Gartenbau Hofheim i.Ufr. angegliedert. In den Jahren 1906 – 1936 war der Verein ein reiner Obstbauverein, welcher sich ausschließlich für den Anbau von Obst einsetzte. Nach den vorliegenden Dokumentationen hatte der Verein im Jahre 1911/1912 bereits 39 Mitglieder. Der Vereinsname wurde irgendwann in diesem Zeitraum auf die Bezeichnung „Obstbauverein Königsberg in Franken“ geändert. Das genaue Datum ist leider nicht mehr nachvollziehbar.

 

Von 1936 – 1947 wurden neben dem obligatorischen Obstanbau auch die Hausgärten durch den Verein gefördert. In den Jahren 1947 – 1981 erweiterte der Verein sein Portfolio um die Themen Weinbau und Stadtverschönerung. Ein weiteres Thema war auch die Forcierung des Fensterblumenschmuckes. Zu dieser Zeit änderte sich der Vereinsname auf „Obst - u. Weinbau-Verein Königsberg 1906“.

 

Nach dem Rückgang des Weinbaus änderte sich der Name des Vereins erneut und er hieß ab 1981 „Obst- und Gartenbauverein Königsberg 1906“. Der Obstbau spielte zu dieser Zeit noch immer eine große Rolle, wie die vielen Streuobstwiesen im Umfeld von Königsberg, sowie auch der Obstbaumbestand an der Kirschenallee zeigen.

 

Wie wir der Chronik entnehmen können, wurde anlässlich des 75jährigen Vereinsjubiläums am 17.11.1981 am Sportgelände der Stadt Königsberg durch den damaligen Vereinsvorstand Herrn Fritz Finzel unter Mitwirkung des Kreisfachberaters a.D. Richard Trettin und des damaligen 1. Bürgermeisters Rudolf Mett eine Linde gepflanzt, unter der die Besucher heute noch einen schattigen Platz zum Ausruhen finden. Unterstützt wurden Sie dabei von den Kindern der ersten Jahrgangsstufe. Diese waren mit sehr großer Begeisterung dabei und durften sich im Anschluss an die Pflanzaktion über eine Tafel Schokolade freuen.

 

Im Laufe der folgenden Jahre haben sich das Angebotsspektrum bzw. die Aktivitäten des Vereins markant verändert. Während in den früheren Jahren noch Sammelbestellungen von Bäumen und Pflanzen, sowie das Organisieren von Sämereien und das Keltern von Obst und Wein einen hohen Stellenwert hatten, so liegt heute ein sehr großes Augenmerk auf der Mitgestaltung des Ortsbildes. Der Verein konnte sich hier in den letzten Jahren beim Anlegen und Pflegen von Beeten mit einbringen.

 

Initiiert durch das 650jährige Jubiläum der Verleihung des Marktrechts der Stadt Königsberg wurde die Idee geboren, im Jahre 1983 einen Weihnachtsmarkt auf dem historischen Königsberger Marktplatz aufleben zu lassen. Der Obst- und Gartenbauverein, unter Leitung von Ella Walk, welche in diesem Jahr zur neuen Vorsitzenden gewählt wurde, sagte seine Teilnahme zu und ist seit dem ohne Unterbrechung bei der Gestaltung des Weihnachtsmarktes mit dabei. Die Besonderheit des Königsberger Weihnachtsmarktes ist die, dass nur Vereine und Verbände der Stadt und ihrer Stadtteile an diesem Markt teilnehmen und keine kommerziellen Standbetreiber zugelassen sind.

 

Anlässlich des 85jährigen Jubiläums im Jahre 1991 konnte der Verein sein einhundertstes Mitglied begrüßen. Zwischenzeitlich gehörte zum Angebot des Vereins auch die Planung und Durchführung von Ausflügen zu Bundes- oder Landesgartenschauen, sowie sonstigen, für den Gartenfreund interessanten Zielen. Ebenfalls wurden Schnittkurse für Obstbäume, Stauden und andere Gehölze eine fester Bestandteil des Angebotes durch den Verein. Seit dem Jahre 1993 bietet der Verein seinen Mitgliedern auch die Möglichkeit, auf Leihgeräte, wie z.B. Vertikutierer und Häcksler etc. zurück zu greifen. Diese hat der Verein angeschafft und bietet sie seinen Mitgliedern gegen einen geringen Unkostenbeitrag zur Nutzung an.

 

Da dem Verein auch sehr am Herzen gelegen ist, die Jugend an das Thema Natur und Garten heranzuführen, wurden und werden Wettbewerbe für Kinder abgehalten. Es wurden z.B. Samen von Kürbissen oder Sonneblumen an die Kinder der Schule und Kindergärten verteilt. Unter Beihilfe von Eltern und Großeltern wurden diese dann im Garten ausgebracht und durch regelmäßige Pflege durften sich die Kinder dann im Herbst über das Ergebnis freuen. Im Rahmen einer Veranstaltung wurden dann die größten, bzw. schönsten Früchte oder Pflanzen prämiert und alle Kinder konnten sich über entsprechende Preise freuen.

 

Im Jahre 1994 wurde die Tradition des Osterbrunnenschmückens, welche zwischenzeitlich auch in die unterfränkische Region Einzug gefunden hatte, durch das Schmücken des Brunnens in der Marienstraße in Königsberg, mit Leben erfüllt.

 

Im Jahre 1994 startete der OGV, zusammen mit einer Elterninitiative, das Projekt der Neugestaltung des Spielplatzes im Steinweg in der Königsberger Altstadt. Nach Abstimmung mit der Stadt Königsberg, welche das Unternehmen auch von Ihrer Seite aus begleitete, starteten die Arbeiten am 23. September 1994. Die Unterstützung durch den Verein erfolgte sowohl finanziell, als auch durch den Arbeitseinsatz mehrerer Mitglieder. Am 10. September 1995 konnte im Rahmen einer angemessenen Feier die Einweihung des neu gestalteten Spielplatzes erfolgen.

 

Im Jahre 1998 erfolgte durch den Kreisverband die Durchführung der Veranstaltung „Tag der offenen Gartentür“ auf Kreisebene. Königsberg beteiligte sich an dieser Aktion mit dem Garten der Familie Engelmann.

 

Im Darauffolgenden Jahr organisierte der OGV einen „Tag der Rosen“. Viele Einwohner hatten Ihre Gärten und Innenhöfe für Besucher geöffnet und die Veranstaltung, wurde durch Ausstellungen im Kunsthandwerkerhof und weitere Rahmenprogrammpunkte ergänzt. Bei gutem Wetter konnten viele Besucher bei einem Streifzug das mittelalterliche Königsberg mit seinen idyllischen Kleinoden kennen lernen. Dieser Erfolg hat dazu beigetragen, im Jahr 2000, ergänzend zu dem „Tag der Rosen“ in der Altstadt, eine Gartenmesse in Königsberg zu organisieren. Als Veranstaltungsort wurde die Burganlage auf dem Schlossberg gewählt. In Abstimmung mit den Verantwortlichen der Schlossberggemeinde, der Stadt Königsberg, dem Wirt der Schlossberggaststätte und weiteren Institutionen erfolgte eine organisatorische Mammutaufgabe mit der Umsetzung.

 

Folgenden Eintrag können wir im Protokollbuch nachlesen:

 

17./18. Juni 2000

Gartenmesse des OGV Königsberg und Tag der Rosen in der Altstadt. Samstag von 13:00 Uhr – 22:00 Uhr und Sonntag von 10:30 Uhr bis 17:00 Uhr waren die Messe und Pforten geöffnet für alles was das Gärtnerherz begehrt. Über 48 Aussteller boten ein reichhaltiges und exquisites Angebot. Das Wetter passte herrlich und die Besucher kamen schon ab morgens. Die Pendelbusse vom Parkplatz Stadthalle zum Schlossberg wurden sehr gut angenommen. Zur Unterhaltung trug die Königsberger Mittelaltergruppe „Burg-Volk-Freie zu Königsberg“ mit Lagerleben und Ritterkämpfen, sowie Kinderspielen, wie Ringleinstechen und ähnlichem bei. Es gab historische Stadtführungen durch die Altstadt, sowie einen Kinderflohmarkt auf dem Marktplatz. Am Samstag gab es Unterhaltung durch eine rassige, lateinamerikanische Salza-Tanzformation und am Sonntag bot die Liveband „Straßenjazz ohne Strom“ rhythmischen Schwung. Die vielen Besucher aus Nah und Fern zeigten sich völlig überrascht von der ansprechenden und stilvollen Atmosphäre der Gartenmesse auf dem Burggelände und dem ausgesuchten Ambiente, sowie den Angeboten über Rosen und Gartenaccessoires. Alles in allem eine vollendete und gelungene Veranstaltung.

 

Es hat sich aber gezeigt, dass die Umsetzung einer solchen Veranstaltung auf Dauer nicht durch ehrenamtliches Engagement alleine gestemmt werden konnte. Die Umsetzung der „Rosen- und Gartenmesse“ erfolgte deshalb ab der darauffolgenden Veranstaltung durch private Initiatoren und ist zwischenzeitlich weit über die Region hinaus ein jährlicher Pflichttermin für alle Gartenliebhaber.

 

Im Jahre 2006 durfte der Verein am 21. Oktober im Rahmen eines Festaktes sein 100jähriges Bestehen feiern. Die Anzahl der Mitglieder betrug zu diesem Zeitpunkt 121.

 

Als besondere Würdigung der vielschichtigen Aktivitäten des Obst- und Gartenbauvereins Königsberg 1906 darf die Ernennung zum Verein des Jahres durch den Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Haßberge e.V. im Jahre 2019 gesehen werden. Dem Flyer mit dem Jahresprogramm für das Jahr 2019 können wir folgenden Kommentar entnehmen:

 

Der Obst- und Gartenbauverein Königsberg ist unser „Verein des Jahres“. Seit Jahren gelingt es dem Verein mit einem abwechslungsreichen Fortbildungs- und Freizeitangebot das Interesse der Mitglieder aufrecht zu erhalten. Ob Gartenspaziergänge, Fachvorträge oder gemeinsame Ausflüge – das Thema Garten wird mit all seinen Facetten intensiv gelebt. Mit der Neuanlage und Pflege von Stauden- und Rosenbeeten im Stadtgebiet von Königsberg tritt der Verein nach außen in Erscheinung und steigert die Attraktivität maßgeblich.

 

Aktuell hat der Verein ca. 170 Mitglieder.